Von der Bedeutung sicherer Schulwege und wie digitale Planung bei der Umsetzung helfen kann

In Deutschland gibt es fünfmal so viele Autos wie Kinder. Eine beeindruckende Zahl. Sie stammt vom Deutschen Kinderhilfswerk, das sich seit längerem dafür einsetzt, dass Kinder den Weg zur Schule selbständig zu Fuß, per Rad oder mit dem ÖPNV meistern und nicht von Helikopter-Erziehungsberechtigten per Elterntaxi am Schulhof abgesetzt werden. Die körperliche Bewegung ist dabei nicht nur der kindlichen Gesundheit dienlich, sondern hilft dabei, die Orientierung im Raum und im Verkehr zu erlernen, und fördert Unabhängigkeit und Selbstbewusstsein.

So weit, so gut und so sinnvoll. Aber wie gefährlich ist es eigentlich heutzutage für Kinder, sich selbständig auf den Schulweg zu machen, wenn die Straßen vollgestopft sind mit Autos? Und welche Rolle spielt hierbei der richtige Schulweg?

Einer Studie zufolge halten die meisten Eltern die vorhandene Straßeninfrastruktur für zu unsicher und bringen ihre Kinder deshalb lieber gleich selbst zur Schule. Es gebe zwar inzwischen vielerorts Geschwindigkeitsreduzierungen, aber ausreichend breite Fußwege oder sichere Radwege seien Mangelware.

Was also tun, um den Kindern sichere Schulwege zu ermöglichen?

Ganz klar: Eltern müssen mit ihren Kindern den Schulweg üben und sie auf denkbare Gefahren vorbereiten. Zuerst einmal muss aber ein möglichst sicherer Schulweg gefunden werden. Natürlich ist dabei die individuelle Ortskenntnis der Eltern eine der wichtigsten Komponenten, um die beste Route auszumachen und Gefahrenpotentiale einschätzen zu können. Als Hilfestellung bei der Planung und Ausarbeitung der Route gibt es einen neuen digitalen Schulwegplaner, der alle gefährlichen Bereiche kennt, und so dabei hilft die optimale Route zu finden.

Grundlage des Schulwegplaners ist eine deutschlandweite Gefahrenstellenkarte, die auf polizeilichen Unfalldaten, Meldungen von Verkehrsteilnehmenden sowie weiteren Daten wie Wetterverhältnissen, Bremsdaten etc. basiert. Hier können Eltern einfach eine Route von zuhause bis zur Schule berechnen lassen, per Rad oder zu Fuß. Die Anwendung funktioniert dabei wie bekannte Navigationssysteme, nur dass sie neben der schnellsten oder kürzesten Route auch sicherere Wegeführungen vorschlägt.

Technischer Hintergrund

Wir nutzen für die Gefahrenstellenkarte mit OpenStreetMap eine Kartengrundlage mit freier Lizenz, die Geoinformationen von hoher Qualität und Aktualität bietet. Darauf aufbauend kommt der Openrouteservice des Heidelberg Institute for Geoinformation Technology an der Universität Heidelberg für die Wegeberechnung zur Anwendung. Auf diesen Tools basierend berechnen wir sowohl für Fußgänger als auch für Radfahrer eine individuelle Route und haben das spezielle Routing für den Schulwegrechner entwickelt. Bei der Berechnung der sicheren Schulwege versucht das System, Stellen mit hohem Gefahrenpotential zu meiden und zu umgehen, wobei das Risiko-Level individuell durch den Nutzer einstellbar ist.

Ein besonderer Vorteil, den die digitale Schulwegplanung bietet, ist zum einen die Aktualität, denn Gefahrenstellen und Unfallhäufungspunkte können sich über die Zeit ändern. Zudem können sämtliche Schulen das Internet-Tool nutzen und ihren Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern zur Verfügung stellen. Diese wiederum können ihrerseits selbst Gefahrenbereiche in der Anwendung markieren und damit die Datenbasis für alle Nutzer verbreitern. Auch Städte und Kommunen können den Schulwegplaner in ihr digitales Portfolio einbinden und somit ihrer Pflicht zur Schulwegsicherung nachkommen.

Fazit

Uns ist bewusst, dass wir mit unserer Lösung keinen absolut sicheren Schulweg berechnen können. Straßenverkehr unterliegt immer einem gewissen Risiko und ist nicht kalkulierbar. Ziel ist es jedoch für das Thema zu sensibilisieren und den Eltern ein Tool an die Hand zu geben mit dem Sie sich selbständig über mögliche Gefahren informieren und diese in Ihre Schulweg-Überlegungen einbeziehen können. So ist es möglich potentiellen Gefahren zu verringern.

Die digitale Schulwegplanung bietet damit eine prima Unterstützung für alle Beteiligten, um zukünftig sicherere Routen für Kinder zu finden und Schulwegunfälle zu vermeiden.