Beispiel einer Detailanalyse als Vorher-Nachher-Vergleich
In vielen Städten ist die Mobilitätswende in vollem Gange. Im Zuge dieser Entwicklung werden unter anderem zahlreiche bauliche Veränderungen im urbanen Raum vorgenommen, mit dem Ziel, die Verkehrssicherheit für alle Teilnehmenden zu erhöhen oder auch um den Radverkehr zu fördern. Hierfür setzen Kommunen verkehrstechnische Maßnahmen um und es ergehen verkehrsrechtliche Anordnungen, mit denen bestimmte Ziele verfolgt werden, wie z.B. eine Reduktion der Geschwindigkeit oder der Verkehrsmenge, die Förderung des Rad- und Fußverkehrs oder eine Steigerung der Verkehrssicherheit.
Doch nach erfolgter Umsetzung stellt sich dann oftmals die Frage, ob die gewünschte Wirkung auch tatsächlich eintritt und die bauliche oder technische Maßnahme bzw. die verkehrsrechtliche Anordnung auch die gesetzten Ziele unterstützt. Für eine schnelle Wirkungskontrolle können Sensordaten aus KFZ zeitnah nach der Umsetzung (bereits 3-4 Monate danach) wichtige Erkenntnisse liefern. Hierbei kommen Daten zu Beinahe-Unfällen und sicherheitskritischen Fahrmanövern, wie scharfen Bremsungen, ruckartigen Ausweichmanövern zum Einsatz, aber auch Geschwindigkeitsdaten und Verkehrsmengen.

Usecase Hamburg: Wirkungsmessung mit Telematik-Daten
Für die Stadt Hamburg hat die Initiative für sichere Straßen eine bauliche Sicherheitsmaßnahme für Radfahrende evaluiert, bei der innovative Telematikdaten aus Fahrzeugen analysiert wurden. Im Fokus stand dabei eine unfallauffällige Kreuzung in der Hamburger HafenCity (Am Sandtorkai / Großer Grasbrook), an der im Rahmen des Projekts PrioBike-HH (2024) ein neuartiges System zur Verbesserung der Verkehrssicherheit getestet wurde. Im Rahmen von PrioBike-HH sollten durch den Einsatz digitaler Technik und optischer Signale Abbiegeunfälle vermieden und die Sicherheit der Radfahrenden deutlich erhöht werden. Dabei überwacht ein radargestütztes Erkennungssystem, ob sich Fahrzeuge und Radfahrende der Kreuzung nähern. Im Falle einer möglichen Kollision während eines Abbiegemanövers blinken eingebaute LED-Bodenleuchten, um Autofahrende vor Radfahrenden im Kreuzungsbereich zu warnen. Neben der visuellen Analyse durch Kamerabilder hat die Initiative für sichere Straßen innovative Sensordaten aus KFZ herangezogen, um eine erste Einschätzung zu gewinnen, ob die Bodenleuchten als Warnung für Autofahrer auch effektiv funktionieren. In einer Vorher-Nachher-Analyse wurde sicherheitskritische Fahrmanöver wie scharfe Bremsungen und Lenkmanöver sowie Floating Car Data wie Verkehrsmengen und Geschwindigkeiten detailliert ausgewertet werden.
Der Vorteil dieser Art von Detailanalyse besteht darin, dass auch hierbei auch detaillierte Einzeldaten mit einem ganz genauen Fokus ausgewertet werden können, die so im SMART-Portal nicht zur Verfügung stehen. Außerdem konnte die Initiative für sichere Straßen auch auf die weitreichenden historischen Mobilitätsdaten zurückgreifen und Vergleiche sowohl zu den Vormonaten der Maßnahme wie auch zu den korrespondierenden Zeiträumen der Vorjahre durchführen.
Die Zusammenarbeit wurde auch durch den Mobility Data Space (MDS) und sein Community-Team unterstützt.
Die Auswertungsergebnisse liefern wertvolle Erkenntnisse für zukünftige Verkehrsgestaltungen und die potenzielle Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen in Hamburg. Aber auch für andere Einsatzbereiche ist solch eine Detailanalyse geeignet. So können z.B. Bereiche mit einem diffusen Unfallgeschehen oder auch sonstige Fragen zu Problemstellen im Straßennetz der Kommune genauer untersucht werden, je nach Bedarf und Fragestellung vor Ort.