Bonn, den 17.9.2024
Warum müssen gefährliche Bereiche auf deutschen Straßen erst zu Unfall-Hotspots werden, bis dort proaktiv der Verkehr überwacht wird? Diese Frage stellt sich Verkehrsexperte Prof. Dr. Dieter Müller, Leiter des Studienbereichs Verkehrswissenschaften an der Hochschule der Sächsischen Polizei, im Interview mit dem Portal schulwege.de.
Für Kommunen, die etwas in Sachen Verkehrssicherheit bewirken wollen, wird es oftmals schwer, aktiv zu werden, denn: Die Überwachung des fließenden Verkehrs ist laut StVO und landesinternen Regelungen für die Verkehrsüberwachung eine ausschließliche Aufgabe der Polizei. Trotzdem sei dies kein Grund für Kommunen, die Füße stillzuhalten, so Müller. „Kommunen dürfen sehr wohl Verkehrsbeobachtung betreiben, d. h. Verhaltensverstöße dokumentieren, ohne diese allerdings dann im direkten zeitlichen Zusammenhang auch ahnden zu können. Sehr wohl könnten aber diese Beobachtungen der Polizei mitgeteilt werden, damit diese neue Überwachungsschwerpunkte generieren kann“, erklärt der Verkehrsexperte im Interview mit www.schulwege.de. Hier gelte es für die Kommunen, tätig zu werden und darauf zu drängen, dass auch Verhaltensverstöße überwacht würden.
Querungshilfen für sichere Schulwege
Zudem plädiert Müller dafür, die Regelungen für die Schaffung von Querungshilfen in der Nähe von Schulen in Absprache mit der Genehmigungsbehörde großzügiger auszulegen, wenn verwaltungsinterne Vorgaben hinsichtlich Frequentierung dieser Örtlichkeiten durch Fußgänger nicht erfüllt werden. Mittels verkehrsrechtlicher Anordnungen können bspw. Tempo-30-Zonen, Mittelinseln oder Zebrastreifen geschaffen werden.
Das alleine helfe jedoch nicht: „Verstöße der Autofahrer und Radfahrer gegenüber querenden Fußgängern müssten auch deutlich besser überwacht und geahndet werden als bisher“, mahnt der Verkehrswissenschaftler.
Verkehrsüberwachung optimieren
Mittlerweile gibt es moderne Tools, die Unfalldaten und Verkehrsflussdaten per KI auswerten, insbesondere auch hinsichtlich überhöhter Geschwindigkeit. So lassen sich in Verbindung mit weiteren Daten, wie bspw. der Lage von Schulen, Altenheimen oder anderen sensiblen Gefahrenbereichen im Verkehr, deutlich genauere Vorhersagen dazu treffen, wo Verkehrskontrollen sinnvoll durchgeführt werden sollten. Die Initiative für sichere Straßen, Initiator des Portals schulwege.de, verfügt über diese Daten in Form einer bundesweiten Gefahrenstellenkarte, die sie interessierten Behörden und Kommunen zur Verfügung stellt.
Über die Initiative für sichere Straßen
Die Initiative für sichere Straßen setzt sich seit 2014 für die Vision Zero (keine Verkehrsunfälle mit Todesfolge oder schweren Personenschäden) ein. Ziel ist es, die
Sicherheit auf den Straßen signifikant zu erhöhen, um insbesondere schwächere Verkehrsteilnehmende nachhaltig zu schützen, das Bewusstsein für Verkehrssicherheit zu schärfen und die Verkehrswende zu fördern. Hierfür entwickelt sie innovative digitale Tools für die Nutzung im Web und in Apps. Über eigens entwickelte Plattformen können Daten gesammelt, analysiert und sinnstiftend verwertbar gemacht werden.
In diesem Zuge wurde auch die Plattform schulwege.de ins Leben gerufen. Die Initiative für sichere Straßen möchte sie Eltern, Lehrern und Kommunen ans Herz legen als weiteren Beitrag zur Verbesserung der Verkehrssicherheit für Kinder.
Pressekontakt:
Jörn Wolter
Initiative für sichere Straßen GmbH
Matthias-Grünewald-Str. 1-3
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Telefon: 0228-76 38 69 00
E-Mail: presse@sichere-strassen.org